Myopie (Kurzsichtigkeit)

Kurzsichtigkeit im Kindes- und Jugendalter

Kurzsichtigkeit (Myopie) bedeutet, dass unser Auge im Verhältnis zur vorhandenen Brechkraft (Hornhaut und Linse) „zu lang“ ist.

Das heißt, dass die in das Auge einfallenden Lichtstrahlen bereits vor der Netzhaut zu einem Brennpunkt gebündelt werden. Demzufolge besteht „Unscharfsehen“ beim Blick in die weite Ferne, während in der Nähe durch die Anpassung Linse weiter gut und scharf gesehen werden kann.

Die sog. „Schulmyopie“ ist die häufigste Form der Kurzsichtigkeit, die ab dem Schulalter auftritt und bis zum späten Teenageralter fortschreiten kann.

Patienten mit Kurzsichtigkeit haben generell, abhängig vom Ausmaß der Kurzsichtigkeit, ein erhöhtes Risiko  weitere krankhaften Veränderungen des Auges zu erleiden. Dazu gehören u. a. die Netzhautablösung, grauer Star, grüner Star sowie Makuladegeneration.
Die Gefahr einer Erkrankung mit bleibender Sehbehinderung stiegt ab ca. -6 Dioptrien. Umso wichtiger sind dann die regelmäßigen, vorsorglichen augenärztlichen Kontrollen des zentralen und peripheren Augenhintergrundes (Netzhaut) wahrzunehmen, um frühzeitig mögliche Veränderungen erkennen und behandeln zu können.

Die Zunahme der Kurzsichtigkeit im Kindes- und Jugendalter wird aktuell in Presse und Medien als dramatisch dargestellt. Dies trifft für eine weltweite Betrachtung durchaus zu, gemäß Studienlage ist aber eine differenzierte regionale Bewertung erforderlich. Während in asiatischen Ländern eine deutliche Zunahme der Kurzsichtigkeit zu verzeichnen ist, so ist das Vorkommen der Kurzsichtigkeitszunahme in Deutschland bei durchschnittlich 20%.

Die Rolle der Vererbung (Genetik) spielt einerseits für das Vorkommen einer Kurzsichtigkeit eine Rolle, andererseits weiß man heute, dass Verhalten und Umweltfaktoren eine noch größeren Einfluss auf die Entwicklung einer Kurzsichtigkeit haben. Langes Arbeiten in der Nähe sowie der zu geringe Leseabstand gehen mit der Entwicklung einer Kurzsichtigkeit und ihrer Zunahme einher.

Inzwischen weisen eine Vielzahl von Studien nach, dass die Aufenthaltszeit im Freien (2h/Tag Tageslichtexposition, auch bei geringer Lichtintensität) und die Reduzierung von Nahaktivitäten sich positiv auf die Zunahme der Kurzsichtigkeit auswirken.

Eine einprägsame Regel lautet: „20-20-2„. Auf 20 Minuten Lesen bzw. Nahaktivität sollte mindestens 20 Sekunden Blick in die Ferne erfolgen sowie mindestens täglich 2 Stunden Aufenthalt bei Tageslicht im Freien. 

Es gibt einige therapeutischen Möglichkeiten, die Zunahme der Kurzsichtigkeit zu beeinflussen. Dazu gehören eine medikamentöse Therapie mit niedrig dosiertem Atropin, spezielle Kontaktlinsen sowie sog. „Multisegmentgläser“.

Letztere sind seit ca. 2 Jahren in Deutschland erhältlich. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass nur im Zentrum des Glases die Kurzsichtigkeit ausgeglichen wird und in der mittleren Peripherie ein Ring von sog. „Pluslinsen“, die eine Defokussierung erzeugen. Diese Zone ist kaum sichtbar, aber sie erzeugt eine zweiten Fokus (Brennpunkt) auf der peripheren Netzhaut. Damit wird der Reiz zum Längenwachstum des Auges vermindert. Hiermit werden keine negativen Auswirkungen auf die übrigen Sehfunktionen verursacht. Die leichte Unschärfe im Seitblick wird in den meisten Fällen als nicht störend empfunden.

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Diese speziellen Gläser werden nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Sie sind nur für die Schulkurzsichtigkeit bis zu -10 Dioptrien einsetzbar und nicht für sog. Sonderformen der Kurzsichtigkeit.

Zusammenfassend empfehlen wir bei kurzsichtigen Kindern und Jugendlichen mindestens 2 Stunden Aufenthalt im Freien (Tageslichtexposition) sowie Nahaktivitäten, z. B. Lesen, auf 20 Minuten mit 10 Minuten Pause, zumindest jedoch 20 Sekunden Blick in die Ferne, sowie mit einem ausreichenden Abstand (30-40cm) und guter Beleuchtung auszuführen, um die Zunahme der Kurzsichtigkeit entgegenzuwirken. Eine gute und unterstützende Maßnahme ist das Tragen der neuen Multisegmentgläser, mit denen wir bereits bei einigen Patienten gute Erfahrungen erzielen konnten.

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